Sauber dosiert mit LÜTZE
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Mit dem Mireo hat Siemens Mobility eine erstklassige Plattformlösung auf die Schiene gebracht. Das Konzept überzeugt mit vielen Features, die den Betreibern hohen Mehrwert bieten. Einen nicht unwichtigen Teil davon steuert LÜTZE für die Mireo Lausitz Züge bei: drei Komponenten, die der Zulieferer RCS (Rail Components and Systems) verbaut.
Das sächsische Unternehmen arbeitet für verschiedene Bahnhersteller und fertigt mit 180 Mitarbeitenden beispielsweise Führerstände, Frontmasken oder Innenverkleidungen. Zur GFK-Expertise kommt die Entwicklung der zugehörigen elektronischen und elektrischen Systeme. Das erstreckt sich bis hin zu Sanitärkomplettmodulen, für die RCS Systemlieferant ist. Im aktuellen Praxisbeispiel geht es um die automatischen Spender für Seife und Desinfektionsmittel. Auf den ersten Blick kein großes Ding – auf den zweiten dann doch ein Projekt, das sich gewaschen hat.
Immer flüssig bleiben
Mittels Zeitrelais wird gesteuert, wie lange Seife oder Desinfektionsmittel ausfließen. Damit das überhaupt passiert, versorgt ein DC/DC-Wandler die Dosierpumpen mit 12 V Spannung. Gefragt war ein kompaktes Produkt für die Hutschienenmontage, mit geringer Leistung, da nur wenig Last daran hängt. Aber bahntauglich musste es sein samt allen Zulassungen, und eben einstellbar auf 12 V. „Hier kam LÜTZE Transportation zum Zug: Deren Zeitrelais wählten wir, weil eine flexible und programmierbare Lösung gesucht war“, berichtet Mathias Wacke, Product Manager für Führerpulte und WC-Kabinen bei RCS. Denn zum Projektstart habe man die idealen Ausgabezeiten noch nicht genau gekannt, weshalb sie variabel sein mussten. „Dies auch, weil eventuell im Betrieb bei unterschiedlichen Bahngesellschaften mal dickflüssigere, mal dünnflüssigere Substanzen Verwendung finden“, erklärt Mathias Wacke. „Der Betreiber kann dann selbst per kostenloser Software und Programmierkabel ein Update des Parametersatzes durchführen.“
In den ersten Praxiseinsätzen zeigte sich noch, dass man zwei weitere parametrierbare Zeitbausteine nachschalten musste: nämlich als temporäre Wiedereinschaltsperre sowie zur gegenseitigen Verrieglung der parallelen Ausgabe von Seife und Desinfektion.
Das System entwickelte RCS zusammen mit seinem Kunden Siemens Mobility. Zuerst in Betrieb ging es im Mireo-Netz Lausitz der DB Regio AG. Neben den Spendern verwöhnt das Hygienepaket dieser Mireo-Züge noch mit berührungslosen Wasserhähnen und Luft-Händetrocknern.
EMV 06 erfüllt
Das nachträgliche Integrieren von Relais und Wandler in eine bestehende Plattform gleicht einer Modernisierung. „Damit war eine Prüfung nach EMV 06 gefordert, die LÜTZE Transportation wie gewünscht einholte. Überhaupt pflegen wir eine langjährige Partnerschaft“, so Product Manager Wacke. RCS verbaut in Führerpulten bereits DC/DC-Wandler von LÜTZE oder in einigen Projekten die USB-Ladestationen sowie Soundgeneratoren.
Autarke Lösung gefragt
Warum kann eigentlich nicht die zentrale Toilet Control Unit diese kleine Aufgabe einfach mitübernehmen? Eine autark arbeitende Lösung war seitens Siemens gefordert: Sonst wäre die Toilettensteuerung nicht mehr projektübergreifend als Gleichteil verwendbar. Die verschiedenen Bahnbetreiber, die auf die Mireo-Plattform abfahren, wünschen in puncto Händewaschen mal manuelle, mal automatische Spender, mal mit oder auch ohne Trockner. Davon unberührt sollte die Toilettensteuerung bleiben.
Zeitrelais vs. Kleinsteuerung
Für die programmierbaren Zeitrelais entschied sich RCS, da man eine Kleinsteuerung umgehen wollte. Einmal, weil man mit diesen drei Komponenten günstiger unterwegs ist als mit bahntauglichen Kleinsteuerungen. Auch spielte das Thema des Softwareaufwands eine Rolle. Dann doch lieber die Lösung mit weniger Aufwand und Kosten für alle wählen.
Wenig Raum für viele Teile
Noch ein Kriterium war der Schaltabstand: Unter der Blende des Waschbeckens sind nur 130 mm Platz. Dort setzt RCS neben den Lütze-Komponenten noch besondere, bahntauglich gemachte Sensoren ein. Über diese löst der Wasserhahn per Magnetventil aus und aktiviert jetzt auch die Seifen- und Desinfektionsmittelspender. Sogar die Hintergrundfarbe am Waschbecken – hell oder eher dunkel – deckt der Sensor dank Einstellbarkeit ab.
Die Mireo-Fahrgäste in der Region Lausitz entlang Stationen wie Frankfurt (Oder), Cottbus oder Leipzig ahnen nichts vom Aufwand. Sie freuen sich einfach darüber, dass auch auf dem stillen Örtchen alles sauber funktioniert.
Autor: Andreas Schindler, Produktmanager Interface, Lütze Transportation GmbH